Endlich konnten wir uns auf den Weg ins Kino Riffraff machen, wo wir in der Bar ein Turbinenbräu tranken. Die Betreiberin Neugass Kino AG eröffnete 1998 das Kino mit zwei Sälen, heute sind es vier und soeben wurde ein Nachbargebäude gekauft, um auf sechs Säle zu erweitern. In Luzern betreibt sie im Bourbaki-Panorama die zwei Kinos, erweitert im Jahr 2007 ebenfalls um zwei Säle und übernimmt gleichzeitig die Gastronomie im selben Gebäude. Mit Arthhouse-Movies, Drinks und Food lässt sich wohl ganz gut Geld verdienen.
Für unseren nächsten Programmpunkt nehmen wir nochmals die Langstrasse Richtung Helvetiaplatz unter die Füsse. Im legendären oder vielmehr berüchtigten Restaurant Borsalino essen wir unsere Pizzas. Genau an dem Tag, als wir dieses Lokal das letzte Mal aufsuchen wollten, wurde es wegen falscher Fleischdeklaration polizeilich geschlossen. Dieses Mal haben wir mehr Glück, das Lokal ist geöffnet, der Chef bedient uns persönlich und die Pizzas sind schnell auf dem Tisch. Apropos falsche Deklaration: Wir können hiermit bestätigen, dass die bestellten Pizzas und nicht etwa Tortillas aufgetischt wurden.
Aufgewärmt durch Pizza und Vino machen wir uns auf den Weg zum Hotel Greulich, das ebenfalls im Kreis 4 steht und vor drei Jahren eröffnet wurde. Das Designerhotel erhielt grosse Beachtung in der Presse. Uns zog es wegen der Cigarlounge mit Kaminfeuer in diese Ecke der Stadt. Und wir wurden nicht enttäuscht. Das Hotel steht an der Hermann-Greulich-Strasse. In der mit viel Holz ausgekleidetenCigarlounge ist eine kleine Bibliothek untergebracht. Dort finden wir eine Biografie über Hermann Greulich, der dem Hotel den Namen gab. Er war Vorkämpfer für das Schweizer Frauenstimmrecht und eine der Führungspersonen im Schweizer Generalstreik von 1918.
Nach Streik riecht es im Hotel Greulich nicht. Das Personal ist aufmerksam und freundlich. Schnell stehen unsere Mojitos auf dem Tisch und das Cheminée ist angezündet wie auch unsere Zigarren. Was uns auffällt, es gibt keine Beschallung in diesem Haus. So lässt sich vorzüglich ohne Hintergrundmusik rauchen und über Gott und die Welt diskutieren, Sigis selbst gemalte Bilder besprechen oder die aufgelegten Bücher durchblättern…
Auf der Foto unten sehen wir von links nach rechts Sigi, tscheiar und Pascal in der Lounge des Hotels NICHT.
Vielmehr handelt es sich um die Bibliothek des albanischen Bohémien und Staatschefs mit schriftstellerischen Ambitionen Enver Hoxha (in der Mitte mit Zigarette), der sein Land zusammen mit Partisanenkämpfer von Faschisten, Nazis und einem Operetten-König befreite und bis zu seinem Tod 1985 mit starker Hand führte. Links auf der Foto sehen wir den bekannten albanischen Autor Ismail Kadare, dessen Roman "Der Nachfolger" eben in deutscher Uebersetzung im Ammann-Verlag erschienen ist. Dieses neue Buch von Kadare liegt auch in der Cigar-Lounge des Hotels Greulich auf und inspiriert mich zu diesem Zwischenspiel. Während Hoxha in seinem Buch "Begegnungen mit Stalin" ein Loblied auf Josef Wissarionowitsch singt, setzt Kadare mit seinem Roman "Der grosse Winter" ein bleibendes Denkmal für Hoxha. Ismail Kadares Emigration nach Paris 1990, als die Transformation in Albanien bereits eingeleitet war, konnte ich nicht verstehen. Dass er dann auch noch seine alten Romane umschreiben wollte, war für mich unbegreiflich. Ist dies vielleicht der Grund, dass Kadare seit damals kein Kandidat mehr für den Literaturnobelkreis ist?
Von unserem Ausflug in die Geschichte und Literatur nun schnell wieder zurück in die Gegenwart. Dass Zigarren nicht nur in der Bar geraucht werden können, beweist Sigi. Er klettert in seiner Freizeit auf Berggipfel, wo er sich als Belohnung für die Anstrengung eine kleine Zigarre gönnt. Und er malt gerne die Bergwelt. Vor allem seine alte Heimat rund um Vals im Kanton Graubünden sind immer wieder gerne gemalte Sujets. Auf dem Bild oben sehen wir am Fusse des Zervreila-Stausees das Zervreilahorn. Und das Bild unten zeigt uns die Kapelle Soladüra in Vals. Sigis Bilder sind in Tusch-Technik gemalt und können käuflich erworben werden. Er nimmt auch gerne Aufträge entgegen. Bei Interesse senden Sie mir bitte ein Mail: tscheiar@gmx.ch

Zum Schluss wünschen wir allen Zigarrenrauchern frohe Festtage. Jetzt habt ihr Zeit und Muse, die grossen Formate aus euren Humidors zu holen und genüsslich zu rauchen.
Den Nichtrauchern wünschen wir ein feinstaub- und ozonfreies neues Jahr...
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